400 Kilometer auf dem Weg zum Halbmarathon
Wie ich zum Laufen kam und tatsächlich dabei blieb

Es war der 6. Januar 2018, ein Samstag, bei -11 Grad um 8 Uhr 30 morgens und ich hatte überhaupt keine Lust! Doch es gab keine Ausrede: Die Kommdirekt-Laufgruppe wartete am Kuhsee in Augsburg und ich hätte mich am liebsten nochmal im Bett herum gedreht. Was hatte ich mir da bloß angetan! Ich bin kein Läufer. Ich habe keine Läuferstatur und das Laufen hat mir noch nie Spaß gemacht. Die Einzigen, die mich an diesem Morgen motivieren konnten, waren die Kollegen: gemeinsam frieren – was für eine Aussicht.
Die Idee
Wie fällt einem sowas ein? Aus Langeweile? Für uns bei Kommdirekt ein Fremdwort! Nein, wir bekamen von der Techniker Krankenkasse gratis Startplätze für den Augsburger Firmenlauf. Und der Schwabe lässt ja nichts verfallen. Im Ernst, irgendwer sagte: „Da machen wir mit! Wer hat Lust?“ und als Chef muss man ja mit gutem Beispiel vorangehen.
Als sogar mein Mann Bernd (CEO von Kommdirekt) trotz seiner (momentanen) Knieschmerzen zusagte, wollte ich nicht der Spielverderber sein. Monatelang wurde dann immer darüber geredet, dass wir jetzt mal mit dem Training anfangen müssten… Es blieb allerdings beim darüber reden!
Kodi Bootcamp
Und dann kam Heiko! Als Fitness-Begeisterter nahm er die Organisation in die Hand und gründete kurzerhand unsere WhatsApp-Laufgruppe mit dem einschüchternden Namen „Kodi Bootcamp“. Und damit nicht genug: Das 1. Training legte er auf den 6. Januar. Wir schleppten uns also mit vielen Pausen um den Kuhsee. Doch dann kam der Kommdirekt-Ehrgeiz: Wir wollten nicht nur eine Runde laufen, nein, es sollten gleich zwei Runden werden. Wahnsinn, Du hast einen Namen!
5 Kilometer Joggen – Durchschnittszeit 9:30 pro Kilometer. Ja, wir waren Schnecken, aber das Gefühl danach werde ich nie vergessen! Ich war so stolz und hatte solche Lust auf mehr.
Die Gruppe
Von nun an hatten wir also einen festen Termin: Samstags um 8.30 Uhr liefen wir am Kuhsee unsere Runden. Und ich hatte so einen Spaß am Laufen. Gleichzeitig begann ich eine Ernährungsumstellung, kaufte mir meine ersten richtigen Laufschuhe und motivierte mich auch sonst mit vielen neuen Laufklamotten. Ich dachte immer auf Teer könnte ich nicht laufen, doch plötzlich waren alle Blockaden im Kopf gelöst. Es lief einfach!
Früher dachte ich, die Leute sind bescheuert!
Im Urlaub lief ich am Strand, zuhause lief ich mit Bernd zusammen und der Kommdirekt Laufgruppe. Das Laufen nahm immer mehr Raum in meinem Leben ein: Ich begann zu überlegen, wann ich noch öfter joggen könnte.
Als die Laufgruppe sich nach und nach auflöste, lief ich alleine. Am Anfang ging es nur darum durchzuhalten, 4-5 Kilometer zu schaffen. Ehrgeizig wie ich bin, wollte ich aber bald mehr: schneller, höher, weiter. Und der Körper passte sich an. 14 Kilogramm habe ich innerhalb von einem halben Jahr mit Laufen, Fitness und meiner Ernährungsumstellung abgenommen. Ich dachte früher immer, diese Leute, die mit der Apple-Watch ihre Fortschritte tracken sind bescheuert, inzwischen weiß ich selbst: Das motiviert ungemein!
Der Firmenlauf
Was war ich vor meinem ersten Firmenlauf aufgeregt! Schaffe ich das? Wie schaffe ich das? Und in welcher Zeit? Und dann ging es wirklich locker. Für den Firmenlauf hatten wir uns kein Ziel gesteckt. Erst jetzt, Monate später, meldet sich der Ehrgeiz wieder: Nächstes Jahr will ich die 6 Kilometer in 30 Minuten laufen! Das wären 5 Minuten pro Kilometer – dieses Jahr waren es schon 6:50. Und im Januar noch 9:30! Fortschritt ist meine Motivation.
Schuhe an – Kopf aus
Seit einem Monat laufe ich jetzt noch öfter: Bis zu 5 Mal die Woche morgens ganz in der Früh um 6 Uhr – egal bei welchem Wetter. Inzwischen geht es mir schlecht, wenn ich nicht laufen kann. Verrückt!
Ich weiß jetzt, was unsere Trainerin meint, wenn sie sagt, Oberkörper anspannen, Bauch fest. Früher dachte ich immer: Was meint die bloß? Der Körper verändert sich so krass, wenn man viel läuft. Plötzlich spüre ich jeden Muskel. Und: Beim Laufen bekomme ich die besten Ideen. Aus meinem inneren Schweinehund ist längst ein braves Mäuschen geworden. Jetzt muss ich bloß aufpassen, dass ich nicht zu viel trainiere und mich überlaste, denn dann steigt das Verletzungsrisiko.
Und jetzt? Der Halbmarathon
Es musste ein neues Ziel her: Der Friedberg Halbmarathon! 4 Runden und 4 mal: der Friedberger Berg. Das momentane Training dafür macht mir genauso viel Spaß, wie wöchentlich neue Laufklamotten zu kaufen. Aber ich brauche ja auch einfach so viel! Unter der Woche laufe ich kurze Strecken, am Wochenende habe ich angefangen längere Strecken zu laufen. Demnächst hole ich mir wieder Tipps von meiner Lauftrainerin und bald müssen dann auch sicher neue Schuhe her. Muskeln aufbauen und den Grundumsatz steigern, das ist jetzt das Wichtigste.
Ob ich den Halbmarathon in 5 Wochen schaffe? Das ist gar nicht mehr so wichtig. Das Beste ist immer noch das Gefühl nach jedem Lauf: die wohlige Müdigkeit, die Zufriedenheit und der Stolz beim Blick auf die Uhr. Jetzt können die anderen sagen: Die ist ja bescheuert! Die Läufer werden sagen: Runner’s High!